Allgemeine und spezielle Anmerkungen zur Entstehung der Festungsfront Oder- Warthe- Bogen
Text P. Waltje
GESCHICHTLICHES
Mit Beendigung des 1. Weltkrieges am 11.11.1918 ergaben sich fuer das deutsche Reich mit Unterzeichnung des Versailler Vertrages grosse Probleme fuer die Sicherung der Grenzen des "Restreiches".
1. Allgemein wurden diese Probleme im Osten erzeugt durch:
- Proklamation der polnischen Republik am 3.11.1918 und den, im Versailler Vertrag festgelegten, Gebietsabtretungen Deutschlands an Polen.
Es waren dies:
- der groesste Teil Westpreussens und Danzig welches unter Verwaltung des Voelkerbundes kam (Danziger Korridor).
- die Provinz Posen
- Teile Ostpreussens
- Teile Oberschlesiens (Teschener Land)
Da bis dato das sogenannte Koenigreich Polen ("Kongress Polen") dem russischen Reich angegliedert war, sah sich das deutsche Reich ploetzlich einer etwa doppelt so langen Grenzlinie gegenueber wie vor dem 1. Weltkrieg. Nachdem im Versailler Vertrag die Gebietsforderungen Polens nicht vollstaendig erfuellt worden waren, Polen in der nun folgenden Zeit eine expansive Politik an den Tag legte (polnisch- russischer Krieg von 1920 mit Eroberung russischen Gebiets und weiterhin der Besetzung des Wilna- Gebietes), war es nach Meinung der deutschen Fuehrung unerlaesslich das Reichsgebiet gegen polnische Interventionen zu schuetzen.
Weiterhin ergab sich im Sueden eine weitere neue Grenze zur Tschechoslowakei, die zu schuetzen war.
2. Militaerische Probleme ergaben sich aus:
- der Reduzierung der deutschen Streitkraefte auf 100.000 Mann
- Verbot des Aufbaus einer leistungsfaehigen Artillerie, Panzerwaffe und Luftwaffe.
3. Festungsmaessige Probleme:
- Artikel 180 des Versailler Vertrages besagte, dass die befestigten Plaetze an Sued- und Ostgrenze im gegenwaertigen Zustand verbleiben sollten.
- Verboten war die Entwicklung und der Bau neuer Befestigungen.
- Artikel 195 des Versailler Vertrages bestimmte eine Zone von 50 km Tiefe an der Ostseekueste, in der alle Befestigungen zu schleifen waren und in der keine weitreichenden Geschuetze aufgestellt werden durften (freier Zugang zur Ostsee "Korridor").
Diese Bestimmungen wurden nochmals genauer am 31.1.1927 im Pariser Abkommen (Vereinbarung ueber die deutschen Grenzbefestigungen) definiert.
Aus allen diesen Beschluessen und Vertraegen ergab sich letzendlich, dass es mit den vorhandenen alten Festungen (in Preussen: Koenigsberg, Pillau, Feste Boyen, Marienburg; an der tschechischen Grenze: Koenigstein, Glatz, Neisse; an der Oder: Breslau, Glogau, Kuestrin) unmoeglich war die Reichsgrenzen zu schuetzen. Weiterhin haette man zur erfolgreichen Abwehr im Osten 21 Infanteriedivisionen und 3 Kavalleriedivisionen benoetigt. Diese Aufgabe war also mit den vorhandenen Kraeften von 7 Infanterie- und 3 Kavalleriedivisionen ebenfalls nicht zu erfuellen.
Versuche der Errichtung neuer Befestigungsanlagen wurden zwar unternommen ("Eilang- Lenze- Stellung", Glogau, Loetzen), jedoch schnell von der IMKK entdeckt und mussten zum groessten Teil wieder beseitigt werden. Hierbei war die "Eilang- Lenze- Stellung" der erste Versuch das "Lebuser Tor" zu sperren.
Durch den Abschluss der Locarno- Vertraege (16.10.25) wurde Deutschland Mitglied des Voelkerbundes und die IMKK musste daraufhin aus Deutschland zurueckgezogen werden (31.1.27), da die Kontrolle der deutschen Ruestung auf den Voelkerbund ueber ging. Dies war Anlass zur Bildung sogenannter "Grenzschutzverbaende", die im A- Fall erste Verteidigungsaufgaben zu uebernehmen hatten. Weiterhin begann man mit der Planung von Landesbefestigungen, die letztendlich muenden sollten in:
- Befestigungen in Ostpreussen
- Oder- Stellung (Breslau bis ostwaerts Glogau)
- Festungsfront Oder- Warthe- Bogen (damals noch Nischlitz- Obra- Linie)
- Netze- Anschluss- Stellung
- Pommern- Stellung (bis Ostseekueste)
Vollausbau dieser Stellungsbereiche sollte bis 1942 erreicht werden.
Kernabschnitt der Ostverteidigung sollte die FFOWB werden, da hier die kuerzeste Entfernung bis Berlin zu ueberwinden war (ca. 160 km).
Aufgrund der angespannten Haushaltslage und den Bestimmungen des Versailler Vertrages wurden sogenannte Armierungsstellung erkundet und vorbereitet (Stellungen, die erst im A- Fall ausgebaut werden sollten). Weiterhin begann man damit Hindernisse und Gelaendeverstaerkungen anzulegen, da der Bau dieser, im Versailler Vertrag, nicht ausdruecklich verboten war. In dem uns interessierenden Bereich waren dies besonders Anstauanlagen in der Eilang- Lenze- Stellung und der Nischlitz- Obra- Linie. Am 7.3.1936 stellte Hitler dann die Wehrhoheit des deutschen Reiches wieder her und erklaerte am 20.4.1936 die "Schutzbereiche" des Reiches, deren Schwerpunkt eindeutig im Osten lag. Im Grossen und Ganzen entsprachen diese den bereits geplanten Befestigungsbereichen.
DIE FESTUNGSFRONT ODER- WARTHE- BOGEN
Waehrend des Ausbaus der Oder- Stellung im Fruehjahr 1928 und der der Pommern- Stellung etwa 1931 / 32 begann, befanden sich zwischen diesen beiden Linien (etwa zwischen Odereck und Schwerin an der Warthe) keine ernstzunehmenden Befestigungen. Dies bedeutete, dass hier im Bereich des "Lebuser Tores" die Reichshauptstadt Berlin sich in nur ca. 160
km Entfernung von der Ostgrenze Deutschlands befand. Einzige Festungsanlage war hier die Festung Kuestrin, von der es ca. 85 km bis Berlin waren. Da hier die Errichtung neuer Festungsanlagen aufgrund des Versailler Vertrages untersagt war, wurde natuerlich nach dem Wegfall dieser Bestimmungen mit der sofortigen Armierung dieses Bereiches begonnen.
Bereits in der "Verbotszeit" begann man, in der fuer den A- Fall vorgesehenen Nischlitz- Obra- Linie (zwischen Grossem Nischlitzsee bis Flusslauf der Obra und entlang derer Flusslauf bis zur Einmuendung in die Warthe bei Schwerin) einzelne Schartenstaende in der Ausbaustufe C (60 cm) zu errichten. 1934 begannen im Suedabschnitt bis hin zur Oder Erkundungen um die Armierungszone durch weitere Bauwerke staerkerer Bauart zu verstaerken und die natuerlichen Wasserhindernisse durch kuenstliche zu ergaenzen. Bis 1937 wurden im Zuge dieser Ausbaumassnahmen 33 Grabenabschnitte, 9 Stauanlagen und ein Ablasswerk errichtet. Durch diese Massnahmen entstand im suedlichen Bereich bis zur Oder ein 18 km langer Bereich mit Wasserhindernissen, dessen Hauptwasserreservoir der Grosse Nischlitzsee darstellte. Der Wasserzufluss wurde durch ein Ablasswerk, das Wasserschloss 602, am Suedabfluss des Sees (Ausbaustaerke A) geregelt. In diese Stauraeume wurden auch Wasserhindernisse integriert um ein Uebersetzten mit Booten zu verhindern. In den Jahren 35 - 36 wurden auch die meisten Dreh- und Kipprollbruecken im FFOWB errichtet. Zeugnis von den Baujahren geben Wandinschriften in den Maschinenraeumen dieser Brueckenbauten.
Wenn die Befestigung des Oder- Warthe- Bogens aber einen wirksamen Sperriegel vor Berlin darstellen sollte, war dieser eher stellungsmaessige Ausbau mit Wasserhindernissen voellig unzureichend. Bereits 1933 entstand die Konzeption eines in die Tiefe gestaffelten Festungskampffeldes. Am 15. Oktober 1935
wurde diese Konzeption von dem damaligen Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst v. Fritsch im Beisein des Inspekteurs der Pioniere und Festungen O.W. Foerster, Hitler vor Ort vorgetragen und von diesem genehmigt. Diese Zustimmung fuehrte zum Ausbau des staerksten deutschen Befestigungssystems. Im Sommer 1936 begannen dann die Aktivitaeten zum Ausbau der Festungsfront Oder- Warthe- Bogen in einer Gesamtlaenge von ca. 90 km. (Ab diesem Zeitpunkt ist eigentlich erst von der FFOWB zu sprechen.)
Schwerpunkt der FFOWB sollte, aufgrund des hier befindlichen Hoehengelaendes und den damit guenstigen Voraussetzungen fuer Schussfelder und Artilleriebeobachtung, aber auch voelliges Fehlen natuerlicher Panzerhindernisse, ein ca. 15 km breiter Abschnitt ostwaerts Hochwalde (Wysoka) werden. Hier sollten 1/3 der geplanten Kampfanlagen errichtet werden, von denen ein grosser Teil (51 Panzerwerke und 4 PzBatterien von 111 projektierten Werken) durch ein umfangreiches Hohlgangssystem verbunden werden sollte. Im einzelnen waren hier vorgesehen: 15 A- Werke, 13 A1 "Schweige"- Werke, 79 B- Werke und 4 Panzerbatterien in A. In Nord- und Suedabschnitt sollten die restlichen 2/3 der geplanten Panzerwerke errichtet werden, so dass insgesamt ca. 330 Anlagen geplant waren. Die Bauwerke der Nischlitz- Obra- Linie wurden in die FFOWB integriert.
Tatsaechlich wurde der Vollausbau nie erreicht. Fertiggestellt wurden insgesamt 83 B- Werke und 16 C- Staende, davon 7 sogenannte "Hindenburgstaende" (Mg- Schartenstand mit Pak- Unterstellraum in C), von denen 21 B- Werke, im Zentralabschnitt, an das ca. 28 km lange Hohlgangssystem angeschlossen wurden. Begonnen, jedoch unvollendet blieben 1 PzBatt. in A (Pzbatt. 5) und 1 PzWerk in A (PzW A8). Eine gewisse Tiefe, so dass man von einem "Festungskampffeld" (Synonyme: Festungsfront, befestigtes Gebiet) sprechen koennte, wurde lediglich im Abschnitt Hochwalde mit den PzWerken 772,773, 775, 778, 780 und 782 erreicht. Ansonsten ist die Festungsfront Oder- Warthe- Bogen, eine lineare Befestigung ohne Tiefe geblieben.
Das abrupte Ende der Baumassnahmen an der FFOWB kam am 4. Juli 1938. Nachdem Hitler im Mai 1938 den Fortgang der Bauarbeiten am OWB kontrolliert hatte und bereits dort vor Ort ein vernichtendes Urteil ueber die Form und den Wert dieser dort errichteten Anlagen gefaellt hatte ("wertlose Mausefallen ohne Feuerkraft mit ein oder zwei kuemmerlichen Mg- Tuermen" oder "Festungen, die nur der Konservierung von Nichtkaempfern dienen") folgte am 1. Juli 1938 seine denkwuerdige "Denkschrift zur Frage unserer Festungsanlagen" und damit verbunden, der sofortige Baustop des Ausbaus an der FFOWB am 4. Juli 1938. In dieser Denkschrift erklaert Hitler seine neuen Ueberlegungen ueber die Ausbildung von Befestigungen. Mitgetragen hat seinen Entschluss zum sofortigen Baustop sicherlich auch die Entscheidung der Errichtung einer Befestigung im Westen (Westwall), die er zu diesem Zeitpunkt als wesentlich wichtiger erachtete und das Wissen, dass es mit den vorhandenen Kapazitaeten nur moeglich war den Bau eines einzigen solch grossen Befestigungssystems durchzufuehren. In den nun folgenden Jahren wurden die Einrichtungen der FFOWB systematisch ausgeschlachtet und in Westwall und Atlantikwall eingebaut. Als sich dann 1944 die Front den deutschen Reichsgrenzen immer mehr naeherte, wurde die Rearmierung der Anlagen befohlen. Allerdings standen nun weder ausreichend Techniker noch Ausruestung, geschweige denn die 4300 Mann benoetigter Truppen, die fuer die speziellen Aufgaben in den Panzerwerken ausgebildet waren, zur Verfuegung. Viele der Anstauanlagen und Bruecken waren ausserdem nicht mehr funktionsfaehig. Deshalb kam es wie es kommen musste, die FFOWB wurde am 29.1.1945 zwischen 20:00 und 22:00 Uhr in ihrem staerksten Abschnitt zwischen Kalau und Hochwalde ohne nennenswerten Widerstand, von der 44. Garde- Panzerbrigade, durchstossen. Dabei profitierten die Soldaten, Angehoerige der 1. weissrussischen Front unter General Shukow noch davon, dass die dort befindliche Strassensperre nicht geschlossen war. Damit hatte auch die staerkste deutsche Befestigungslinie sich nicht im Abwehrkampf bewaehren koennen und die russische Armee hatte das letzte ernstzunehmende Hindernis vor Berlin hinter sich gebracht.
DIE BAUWERKE
Die B- Panzerwerke
Wie schon weiter oben erwaehnt, wurden in der FFOWB 83 Panzerwerke der Ausbaustufe B1 (1 m Wandstaerke / 120 mm Panzerstaerke) und B-alt (1,50 m Wandstaerke / 250 mm Panzerstaerke) errichtet. Weiterhin wurden 12 Mg- Schartenstaende mit Pak- Unterstellraum („Hindenburg- Stand“) in der Ausbaustufe C (60 cm Wandstaerke / 60 mm Panzerstaerke) gebaut. Eine Panzerbatterie in A (3,50 m Wandstaerke / 600 mm Panzerstaerke), sowie ein Panzerwerk in A waren in Bau, wurden jedoch nicht fertiggestellt. Von den projektierten A1- Werken (2,50 m Wandstaerke / 350 mm Panzerstaerke) wurde keines gebaut oder auch nur begonnen. Verstaerkt wurde die Festungsfront durch Feldstellungen und Ringstaende (Tobruks) des Typs 58c.
Fuer die Systematik der B- Panzerwerke soll beispielhaft das Panzerwerk 717 der Werkgruppe SCHARNHORST, als wohl bekanntestes, beschrieben werden. Der grundsaetzliche Aufbau dieses Panzerwerkes kann auch auf die 32 B- Werke des Westwalls uebertragen werden.
Das PzW 717 ist 2- geschossig und etwa 26 x 16 m groß. Die Laengsseite des Werkes liegt parallel zur HKL, die Ausbaustaerke ist B-alt (1,50 m). Alle Panzerbauteile haben mit 250 mm die für die Ausbaustufe B vorgesehene Stärke.
Im oberen Stockwerk befinden sich die Kampf- und Beobachtungsplätze: · 2 x 6- Schartenturm für 2 Mg 34 - 20 P7 · 1 x Panzerturm für Infanteriebeobachtung - 438 P01 · 1 x Panzerturm für Maschinengranatwerfer M 19 - 424 P01 · 1 x Festungsflammenwerfer, FN- Geraet - 420 P9
Die Fuehrungsraeume befinden sich in der Mitte des Werkes. An der Kehlseite finden sich ein Eingang (typisch für Werke mit Hohlgangsanschluß- sonst 2), und eine flankierende Anlage für 1 Mg 08 oder 34 - 7 P7. Im Untergeschoß finden sich die „Sozialeinrichtungen“ wie Kueche, Sanitaetsraum, Abortanlagen, Ruheraeume und Luefterraum. Weitere Unterkunftsraeume, Maschinenraum und Munitionsraeume sowie die Brunnenanlage befinden sich bei diesem Werk auf dem Hohlgangsniveau (sonst in den unteren Stockwerken). Dieser ist ueber ein 5 m breites Treppenhaus mit Aufzug zu erreichen. Die Panzerwerke waren allesamt gasdicht.
Bei all diesen Panzerwerken, wie auch den B- Werken des Westwalls, handelt es sich um eigene Konstruktionen, die den jeweiligen Gegebenheiten angepaßt wurden. Es gab 1 - 4 geschossige Pz- Werke, solche mit 3- Schartentuermen, 3- und 6- Schartentuermen oder auch Mg- Scharten- und Deckenplatte. Auch gibt es sogenannte aufgeloeste Werke, bei denen der einzelne Waffen abgesetzt vom Hauptwerk sind, wie auch solche, die nur vom Hohlgang aus zu erreichen sind.
Bei der Betrachtung dieser Panzerwerke sind die Bedenken Hitlers ueber das unausgewogene Verhaeltnis Waffen : Besatzung : Bauwerk nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen. Sind hier doch unter großem Aufwand lediglich 4 Maschinengewehre, 1 Maschinengranatwerfer (Reichweite max. 600 m), 1 Flammenwerfer (Reichweite max. 50 m) und ein Maschinengewehr in der flankierenden Anlage in einem riesigen Bauwerk mit 1 bis 4 Stockwerken und eigener Energie- versorgung untergebracht. Ganz zu schweigen von dem gewaltigen Hohlgangsystem und einer Besatzung von durchschnittlich etwa 90 Mann speziell ausgebildeter Festungstruppen! Anders haette die Sache sicherlich im Vollausbau der FFOWB ausgesehen, wenn Panzerbatterien und die Panzerabwehr- Batterien in das Gesamtsystem integriert gewesen waeren.
Die Panzerbatterie 5 in A
Im suedlichsten Abschnitt des Hohlgangsystems wurde mit dem Bau dieser Batterie mit drei (Dreh-) Tuermen begonnen. Eingesetzt werden sollten hier die 105 mm Kanone in Drehturm oder 150 mm Haubitze in Drehturm. Der Einsatz der 150 mm Haubitzen ist hier wahrscheinlicher, da in den allgemeinen Planungen des Waffenamtes 105 mm Kanonenbatterien mit 4 Geschuetztuermen und die 150 mm Haubitzbatterien mit 3 Geschuetztuermen ausgestattet werden sollten. Am weitesten fortgeschritten im Bau ist hier der Turm 3. Fertiggestellt sind das Untergeschoß sowie der Hohlgangsanschluß. Die Bauten, vor allem die Turmschaechte, wurden mit Ziegelbauwerken getarnt. Der Hohlgang bildet hier eine große Schleife("Burschener Schleife") mit zwei Bahnhoefen, großen Munitionsdepots (7 Stueck und jeweils 5 kleinere pro Geschuetz). Angeschlossen waren hier die Panzerwerke 713, 714, 715 und 766 der Werkgruppe JAHN, die ueber einen eigenen Bahnhof (K) verfuegten. Die oberirdischen Anlagen der Batterie wurden nie fertiggestellt.
Das Panzerwerk A8
Auch dieses Werk wurde nicht fertiggestellt. Es ist das am weitesten oestlich gelegene Panzerwerk des Zentralabschnittes und befindet sich unmittelbar hinter der Hoeckerlinie. Ueber die geplante Waffenausstattung ist nichts bekannt. Jedoch draengt sich die Vermutung auf, dass es zur Panzerbekaempfung dienen sollte und mit Pak- Drehtuermen oder Pak- Kasematten ausgestattet werden sollte. Zusammen mit den Panzerwerken 721, 722, 724 (den staerksten an der FFOWB), gehoerte es zur Werkgruppe YORK. Auch diese Werkgruppe war an das Hohlgangssystem angeschlossen und besitzt einen umfangreichen Magazinbereich ("Nipter Schleife").
Die "Hindenburg- Stände"
Diese Anlagen sind bis dato nur im Bereich der FF OWB gefunden worden. 7 Stueck dieser zweistoeckigen Anlage in der Ausbaustufe C (60 cm Wandstaerke) wurden hier errichtet. Es handelt sich um einen Mg- Schartenstand mit einem Pak- Unterstellraum, aus dem die Pak zum Feuerkampf in eine bereits vorbereitete Stellung herausgefahren werden mußte. Interessanterweise ist das untere Stockwerk in Ziegelmauerwerk gebaut. Auch diese Anlagen hatten eine eigene Energieversorgung.
Diese C- Stände wurde auch getrennt, dann jedoch als Doppel- Maschinengewehrschartenstand und Pak- Unterstellraum, als jeweils einstoeckige Anlage nebeneinander gebaut. Von diesen Ausfuehrungen der C- Staende wurden 8 weitere Bauwerke errichtet, wobei sich der Doppel- Mg- Schartenstand und der Pak- Unterstellraum in unmittelbarer Nachbarschaft finden. Die Bauwerke tragen entweder unterschiedlichen Nummern, die gleichen Nummern oder den Zusatz a und b. Diese C- Staende dienten dem Schutz von beweglichen Bruecken und sind dort regelmaessig zu finden.
Der Begriff “Hindenburgstand” ist nicht zeitgenoessisch. Er wurde von den Festungsforschern, die sich mit der Erforschung der FF OWB befasst haben, gepraegt.
Der Hohlgang
Auch die geplanten 35 km Hohlgang wurden nicht fertiggestellt. Jedoch wurden davon immerhin 28 km vollendet. Damit ist dieses System das groesste geschlossene was je gebaut wurde. Gemaess der Ausbaurichtlinien (A) ergaben sich Tiefen von 4,50 m bis 7 m unter gewachsenem Fels und 21 m unter Lehmboden. Daraus errechnet sich zum Beispiel für das Panzerwerk 717 ein ca. 20 m tiefer Treppenschacht. Die Befoerderung der Gueter im Hohlgang wurde mit elektrischen Grubenbahnen auf Feldbahn- gleisen durchgefuehrt. Bahnhoefe befanden sich im Abstand 700 - 800 m und konnten Zuege bis zu einer Laenge von 250 m aufnehmen. Es gab 7 verschiedene Hohlgangsprofile, die fast alle hier anzutreffen sind. Z.B. sind dies : · Bahnhofsprofil (4 m lichte Weite) · Hauptverkehrsprofil (2,80 m lichte Weite) Feldbahnprofil (2,30 m lichte Weite) in den Verbindungshohlgaengen Auch findet man hier das erweiterte Foerderbahnprofil (1,60 m) und das zweigeschossige Unterkunftprofil (4,60 m). Das Hohlgangsystem verfuegt in den Planungen ueber 3 Haupteingaenge und 2 Nebeneingaenge, bei denen jedoch keinerlei Eingangsbauwerke (A) zur Sicherung dieser extrem empfindlichen Bereiche errichtet wurden. Auch diese fielen dem Baustopp von 1938 zum Opfer. Als interessante Einrichtungen finden sich in den Verbindungshohlgaengen Hohlgangskasematten zur Verteidigung der Zugaenge zu den Hauptverkehrshohlgaengen.
Waffen und Panzerbauteile
· Schartenplatten fuer Maschinengewehr (08, 34, 37 (t)) auf Schartenlafette 08 mit entsprechendem Gewehrtraeger: - 6 P7 (200 mm) - 7 P7 (100 mm) - 10 P7 ( 60 mm) · Panzerscharten- und Deckenplatte: - 4 P7 (200 mm) · Panzertuerme mit 3 Scharten fuer Mg 34: - 2 P7 (200 mm) - 3 P7 (120 mm) - 60 P8 (250 mm) · Panzertuerme mit 6 Scharten fuer Mg 34: - 20 P7 (250 mm) - 35 P8 (120 mm) · Pak- Kasematte fuer 3,7 cm Pak: - 29 P8 (200 mm) · Panzerturm fuer Maschinengranatwerfer M 19: - 34 P8 (250 mm) mit Stahlgußunterbau - 424 P01 (250 mm) · Stahlring fuer FN- Gerät: - 420 P9 (120 mm) · Panzertuerme fuer Infanteriebeobachtung: - 52 P8 (250 mm) - 438 P01 (250 mm) · Kleinstglocken fuer Infanteriebeobachtung: - 9a P7 (60 mm) - 23 P8 (120 mm)
Waffen
· Mg 08: Kadenz: 500/ min Kaliber: 7,92 mm Kampfentfernung aus Tuermen: 2000 m (max. 3500 m)
· Mg 34: Kadenz: 900/ min Kaliber: 7,92 mm Kampfentfernung aus Tuermen: 2000 m (max. 3500 m)
· M 19: Kadenz: bis 120/min Kaliber: 5 cm Kampfentfernung: 20 - 600 m
· Pak 3,7 cm in Kasematte oder Turm: Kadenz: 20 - 25/ min Kaliber: 3,7 cm max. Schußweite: 6400 m Panzerbrechenden Wirkung (Panzergranatpatrone): auf 500 m, Auftreffwinkel 60°, 29 mm Panzerstahl (80- 100 kg/qmm Festigkeit)
· Lange 10 cm Kanone in Drehturm: Kadenz: 5 - 6/ min Kaliber: 105 mm max. Schußweite: 19000 m
· Schwere 15 cm Haubitze in Drehturm: Kadenz: 4 - 5/ min Kaliber: 149 mm max. Schußweite: 15500 m
· FN- Gerät: Wurfvolumen: 120 ltr. Wurfweite: 40 - 50 m Wurfdauer: 1,5 min Pause zwischen 2 Würfen: 2 min Flammölvorrat: 2500 ltr.
Copyright P. Waltje, Niederhambach 1998
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