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DIE MARINEKÜSTENBATTERIE OLDENBURG

(K. Paulus)

Die Batterie liegt östlich von Calais und ist damit die östlichste der Schwerstbatterien im Pas de Calais. Die Batterie wurde 1941 als 2./MAA 244 (2. Batterie/Marine Artillerieabteilung 244) in offenen Bettungen installiert und im Laufe des Jahre 1942 verbunkert.  Die beiden Kasematten sind ca. 35 m breit und ca. 15 m hoch. Die westliche der beiden Kasematten ist zweigeschossig, während die östliche dreigeschossig ist. Beide Anlagen haben jeweils zwei Eingänge die sich an den Rückseiten der Bunker befinden. Durch den linken Eingang gelangt man über einen langen Gang, an welchem sich vier Munitionskammern befinden, zum Kampfraum. Auf der gegenüberliegenden Seite führt ebenfalls ein langer Gang, an welchem sich zwei Munitionskammern befinden, zum zweiten Ausgang.

In der östlichen Kasematte führen drei Treppenhäuser in das Untergeschoss in dem sich die Toiletten und Maschinenräume befinden. Über ein weiteres Treppenhaus gelangt man zu den Bereitschaftsräumen im zweiten Untergeschoss. Die westliche Kasematte ist von der Raumaufteilung ähnlich, jedoch fehlt hier das zweite Untergeschoss.

Die beiden Geschützbunker stehen im Abstand von ca. 200 m etwas versetzt um eine Vergrößerung des Schußwinkels zu erreichen, der durch die Verschartung der Waffen auf 120° beschränkt ist. Die Geschütze der Batterie „Oldenburg“ waren russischen Ursprungs und wurden 1915 bei Libau erbeutet. In den 30er Jahren wurden die Geschütze dann bei der Friedrich Krupp AG in Essen von 254 mm auf 238 mm umkalibriert.

 Zu Kriegsbeginn standen sie auf der Insel Borkum um dann, nach kurzem Einsatz im südlichen Abschnitt des Westwalls (Batterie Meisenbühl), bei Calais ihren letzten Standort zu finden. Die alten Lafetten erlaubten nur eine max. Rohrerhöhung von 30° und hatten einen Schwenkbereich von 120°. Die Höchstschußweite betrug ca. 27 km. Verschossen wurden Sprenggranaten mit Bodenzündern und Kopfzündern mit Haube die ein Gewicht von 148,5 kg hatten, sowie Panzersprenggranaten mit einem Gewicht von 150,5 kg. Die Geschütze erreichten mit diesen Leistungen zwar nicht das englische Festland, konnten jedoch gut die östliche Zufahrt des Kanals verteidigen.

Durch zwei am Rande des Dünengeländes stehende 7,62 cm Geschütze russischer Herkunft in Schartenständen wurden die beiden Kasematten zu beiden Seiten in Richtung Meer geschützt. Gegen die Landfront standen drei deutsche Feldgeschütze in offener Feuerstellung. Zahlreiche MG- Nester und kleine Infanteriestützpunkte mit feldmäßig ausgebauten Granatwerferstellungen schützten die gesamte Anlage.

Zur Flugabwehr standen vier französische 7,5 cm Flak, zwei englische 4 cm Flak und ein 2 cm Flakvierling deutscher Fertigung zur Verfügung. Die Batterie war weiterhin mit einem eigenen Lazarettbunker sowie Unterkunftsbaracken, die hinter den Kasematten errichtet worden waren, ausgestattet. Zwischen den beiden Kasematten befindet sich ein Regelbau 629 (Pak- Unterstellraum). Der Lazarettbunker befindet sich in dem nicht fertig gestellten Leitstand.

Auch die Batterie „Oldenburg“ war Ende des Jahres 1940, wie alle Schwerstbatterien außer der Batterie „Lindemann“, einsatzbereit.

Am 24. September1944 wurde die Batterie von 4-motorigen Bombern rollend angegriffen. Dabei wurden 16 Flugzeugabschüsse erzielt, davon allein 6 durch die Flugabwehr der Marinebatterie. Am 25. Oktober 1944 setzten dann kanadische Truppen zum Sturm auf die „Festung Calais“ und damit auch auf die Batterie „Oldenburg“ an. Durch die Verschartung (Einschränkung des Schußsektors auf 120° und Richtung Meer) konnten die Geschütze nicht mehr in den Kampf eingreifen und die Batterie ereilte wie die gesamte „Festung Calais“ am 1. Oktober 1944 mit der Kapitulation ihr Schicksal.


Kasematte West

Oldenburg_W
Oldenburg_O

Kasematte Ost

Lazarett

Lazarett_v
619_v

Regelbau 629 - Pak- Unterstellraum